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Interview von der SFT

Ihren ersten Plattenvertrag unterschrieben Sänger und Gitarrist John Engelbert und Schlagzeuger Oskar "Ossi" Bonde angeblich nach nur drei Demo-Shows bei einer Fahrt auf einem Schwulen-Dampfer in Stockholm. Trotz Wechsels der Plattenfirma und Neuauflage ihres ersten Albums, ist das selbstbetitelte Debüt der beiden Schweden auf Grund des großen Erfolgs mittlerweile vergriffen.

Auf der Bühne und im Studio liefern die beiden eine beeindruckende Two-Man-Show ab, die das Duo stets wie eine fünfköpfige Rockband klingen lässt. Es ist die Magie, die zwischen den beiden Freunden beim Musizieren entsteht, die sie so unglaublich mitreißende Rocksongs schreiben lässt. Sie klingen wie eine Mischung aus The White Stripes und Mando Diao. Jetzt erscheint ihr zweites Album All They Ever Wanted und ihr großer Durchbruch steht unmittelbar bevor. SFT sprach mit Sänger John Engelbert über New Age, Bauchgefühl und Kontrolle.



SFT: Auf der neuen Platte sind mehr Instrumente zu hören, als auf der alten, zum Beispiel eine Orgel.

JOHN: (unterbricht) Nein! Das ist eine Gitarre!


SFT: Wirklich?

JOHN: Ich spiele sie über einem Effekt-Pedal, das ich benutze. Das bewirkt, dass es wie eine Orgel klingt und live ist das noch viel mehr der Fall, dann klingt das wie eine große Kirchenorgel. Aber ich spiele immer noch auf meiner Akustik-Gitarre. Ich hab da dieses super coole Effekt-Pedal, das ich dafür benutze.

SFT: Wo und wann hast du dir denn das gekauft?

JOHN: Es ist noch ziemlich neu. Ich war einfach auf der Webseite meines Lieblingsherstellers und da hab ich ein Video gesehen, was dieses Pedal alles kann und ich wusste: Das muss ich haben! Ich benutze es bei zwei Songs und live wird das fantastisch klingen.

 

SFT: Aber bei einem der neuen Songs spielst du doch Bass, oder etwa nicht?

JOHN: Nein! Es ist kein Bass drauf! Aber ich habe vier Verstärker an meine Gitarre angeschlossen. Einer ist einfach ein riesiger Bass-Verstärker, der nur die Bässe aus der Gitarre durchlässt und dazu habe ich ein Pedal angeschlossen, das das Tonsignal um eine Oktave niedriger macht. So machen wir das live auch. Ich habe das alles so eingestellt, dass ich im Prinzip sechs verschiedene Gitarren spielen kann, obwohl ich eigentlich nur eine Gitarre habe.


SFT: Muss man so erfinderisch sein, wenn man nur als Duo auftritt?

JOHN: Ja, das stimmt. Aber die Hauptsache ist es, die Verstärker auf volle Lautstärke aufzudrehen. Wenn man in einem kleinen Club auf voller Lautstärke spielt, dann werden die Leute niemals denken, da fehlt doch ein Bass, weil die Gitarre einfach so scheiß-laut ist, dass man nichts vermissen kann.

 

SFT: Du sagst selbst, dass es für euch keine Rolle spielt, dass ihr nur zu zweit in der Band sind. Es sei vielmehr die Magie, die zwischen euch beiden entsteht. Kannst du uns ein aktuelles Beispiel eines dieser magischen Momente geben?

JOHN: Aktuell weiß ich gerade gar nicht so recht. Der magischste Moment war, als wir zum ersten Mal zusammen gespielt haben. Ich wollte nämlich nie in einer Band spielen, weil ich kein Team-Player bin. Und als Songwriter und Sänger würde man zum Bandleader werden und man müsste den Rest der Band anführen und das würde ich niemals wollen. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein und einem Bassisten zeigen müssen, wie er meine Songs spielen soll. Ich möchte die absolute Kontrolle über die gesamte Musik haben und Ossi kann die totale Kontrolle über den Rhythmus haben. Mein ursprünglicher Plan war es eigentlich alleine als Singer/Songwriter aufzutreten. Dafür brauchte ich aber Perkussion und deswegen hab ich Ossi angerufen, weil ich wusste, dass er ein guter Perkussionist ist und er hat mir dabei geholfen. Und dann haben wir einfach mal versucht auch Rocksongs zusammen zu spielen. Plötzlich wurde ich zu einem ziemlich guten Gitarristen, obwohl ich immer dachte ich wäre ziemlich miserabel. Aber das war zuvor so, weil ich nie mit einem guten Schlagzeuger zusammengespielt habe. Und Ossi ging es genauso, er fand ich machte ihm zu einem viel besseren Schlagzeuger, als er eigentlich ist. Wir hatten bisher viele magische Momente. Vor allem wenn wir live spielen und alle Lichter aus sind und es stockdunkel ist, dann fühlen Ossi und ich, dass wir uns gar nicht sehen müssen. Wir können dann einfach einen Song anfangen, obwohl wir uns nicht sehen, weil wir beide den richtigen Zeitpunkt spüren, ohne einzuzählen, einfach so. Das ist diese Magie, die ich wahrscheinlich niemals mit einem anderen Schlagzeuger hätte.

 

SFT: Ihr habt vor Kurzem ein neues Album aufgenommen, wie geht es dir damit?

JOHN: Mir geht es blendend. Es fühlt sich gut an, ein neues Album zu haben, denn das letzte hatten wir ja schon 2005 aufgenommen. Einige der Songs haben wir schon vor ein paar Jahren geschrieben, andere erst vor ein paar Monaten. Ich bin wirklich total zufrieden mit dem Ergebnis. Das Album hört sich fast genauso an, wie ich es haben wollte und ich bin wirklich stolz auf die Songs.

 

SFT: Wie wolltest du denn, dass das Album klingt, wenn es nur fast genauso geworden ist?

JOHN: Es klingt nicht ganz genauso, weil es super schwer ist, es exakt so hinzukriegen, wie man es im Kopf hat. Ich wollte, dass es so klingt, wie wenn wir die Sachen live spielen. Die erste Platte klingt nicht so wie wir live sind und deshalb wollte ich, dass dieses jetzt richtig fett klingt!

SFT: Euer neues Album klingt produzierter als das Alte. Hattet ihr das beabsichtigt?

JOHN: Das erste Album war spontaner. Wir hatten damals überhaupt keine Erfahrung. Wir waren nie zuvor in einem Studio gewesen und hatten gerade mal zwei Monate zusammengespielt. Wir waren blutige Anfänger und hatten keine Ahnung und diese Spontanität hört man auch auf der ersten Platte. Das neue Album wurde in einem der besten Studios in Schweden aufgenommen und wir hatten einen richtig guten Produzenten, mit dem wir arbeiten wollen. Trotzdem haben wir die neue Scheibe viel schneller eingespielt und auch live aufgenommen im Gegensatz zur Alten. Insofern ist sie weniger produziert als die erste. Aber wir haben dieses viel mehr vorher im Proberaum vorbereitet. Beim ersten haben wir die Lieder im Studio geschrieben, da wir ja gerade erst angefangen haben, überhaupt Musik zu machen, als wir unseren ersten Plattenvertrag bekommen haben. Was man jedoch sagen könnte ist, dass der Sound auf dem neuen Album produzierter klingt, weil es nun mal in einem professionellen Studio aufgenommen wurde.

 

SFT: Wie war denn die Arbeit mit dem finnischen Produzenten Jari Haapalainen?

JOHN: Es war super! Die Chemie zwischen uns hat von Anfang an gestimmt. Das ist sowohl für mich als auch für Ossi sehr wichtig, denn wir beide verlassen uns gerne in vielen Dingen auf unser Bauchgefühl. Die Chemie zwischen mir und Ossi ist einfach der Wahnsinn und wir beiden glauben an Energien: Zum Beispiel kommen wir manchmal in ein Hotelzimmer und spüren beiden, dass wir in diesem Zimmer einfach nicht schlafen werden können, da dort negative Energien fließen. Wir sind jetzt nicht New Age (schmunzelt), aber wir verlassen uns nun mal immer auf unser Bauchgefühl! Und mit Jari war dieses gute Gefühl ab dem ersten Treffen da. Wir wussten, dass wir im vertrauen konnten. Andere haben zwar erzählt, dass das Arbeiten mit ihm anstrengend sein kann, weil er etwas komisch sein kann. Aber wir beiden fanden das überhaupt nicht, er ist genauso wie Ossi und ich und wir haben die gleichen Meinungen.

 

SFT: Auf eurer Webseite schrieb dein Partner Ossi, dass die Zeit bis zur Veröffentlichung des Albums für ihn eine Qual ist. Geht es da dir genauso?

JOHN: Nein, das geht schon, weil wir jetzt Interviews geben, die Single kommt raus und wir drehen ein Video. Es tut sich etwas. Wir haben das Album am Tag vor Weihnachten fertiggestellt und im Januar haben wir nur Organisatorisches geregelt. Aber jetzt geht die Arbeit richtig los und ich kann es kaum erwarten, bis die Platte endlich rauskommt und wie die Leute reagieren werden. Ich möchte, dass man das Album endlich hören kann, denn ich finde es ist gut geworden. Vielleicht ist es für Ossi etwas mehr Qual als für mich (schmunzelt).

 

SFT: Wie verlief das Songwriting für das neue Album?

JOHN: Der Prozess ist fast immer der gleiche. Ich spiele zu Hause in meiner Küche mit meiner Akustik-Gitarre und denke mir eine Melodie oder ein Riff aus. Dann gehe ich damit in den Proberaum und spiele es Ossi vor und er sagt mir, ob er es gut oder schlecht findet. Wenn es ihm gefällt, fangen wir an, daran zu arbeiten und suchen nach dem richtigen Sound. Manchmal komme ich mit einem kompletten Song an, aber meistens hab ich nur Teile. Und manchmal wenn wir bei einem Stück stecken bleiben, dann nehmen wir Teile von alten Sachen, die wir noch nicht benutzt haben und kombinieren das mit dem aktuellen Lied und so entsteht daraus ein ganz neuer Song. Es ist viel "ausschneiden und einfügen" der ganzen Melodien, die ich in meinem Kopf habe. Ich nehme meine ganzen Ideen immer auf meinem Handy auf. Momentan hab ich ungefähr 500 Aufnahmen auf meinem Telefon.

 

SFT: Es wäre also eine Katastrophe für dich, dein Handy zu verlieren!

JOHN: Ich hab sie auch auf meinem Computer abgespeichert. Von all diesen Melodien ist übrigens höchstens eine von 20 gut genug. Ich hab auch noch viel mehr gute Songs, doch die will ich nicht mit Johnossi spielen. Die hebe ich mir vielleicht lieber für einen anderen Künstler auf, zum Beispiel ein kitschiges Liebeslied. Ich schreibe oft gute Melodien, aber die meisten möchte ich nicht selbst singen.

 

SFT: Was hat dich bei den neuen Johnossi-Liedern inspiriert?

JOHN: Das sind oft sehr private Dinge. Sachen, die in meinem Privatleben passieren. Ich werde nicht so viel von anderer Musik inspiriert. Bei mir kommt es da mehr auf die persönliche Stimmung an. Schöne Dinge, die in meinem Leben passieren, inspirieren mich, aber noch viel mehr tun das die traurigen Erlebnisse. Bei diesem Album war es nichts Spezifisches. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und folge, wie schon gesagt, oft meinem Bauchgefühl. Musik ist da meine Therapie. Schon als Kind hatte ich dieses Gefühl. Musik ist eine Sprache, die ich spreche und dabei fühle ich mich in dieser Welt auch sehr wohl, denn ich fühle mich dabei auch nicht eingeschränkt. Es ist für mich meine absolute Sicherheitszone.

 

SFT: Wurdest du beim neuen Album mehr von guten oder schlechten Ereignissen inspiriert?

JOHN: Es war eine ziemlich gute Mischung. Es geht hauptsächliche darum, das Gute zu haben, aber zu fürchten, es zu verlieren, denn man weiß, dass es einem dann sehr schlecht gehen würde. Die Angst etwas zu verlieren, ohne das ich nicht leben könnte, das hat mich also inspiriert. Auf dem ersten Album war das eher so: ich hatte nichts und wollte unbedingt etwas, ohne jedoch genau zu wissen was.

 

SFT: Wenn du eure beiden bisherigen Alben vergleichst, wie stehen die beiden aus deiner Sicht zu einander?

JOHN: Es ist eine natürliche Steigerung. Beim ersten waren wir totale Anfänger, wir hatten gerade mal ein paar Monate zusammengespielt und haben nach nur drei Konzerten einen Plattenvertrag bekommen. Man hat uns in ein Studio geschmissen, wo wir doch vorher noch nie in einem waren, ich hatte nicht mal einen eigenen Verstärker. Ich hatte keine Ahnung von Technik, dabei sind wir eine sehr technische Band, wenn es um den Sound geht, weil ich so viele Effekt-Pedale und Verstärker benutze. Wir sind sehr abhängig vom Gitarrensound. Aber von all dem wusste ich nichts und so nahmen wir die erste Platte ohne große Zusätze auf. Mittlerweile haben wir ein paar Hundert Konzerte gespielt und die Chemie zwischen mir und Ossi hat sich wahnsinnig weiterentwickelt. Ich bin ein viel besserer Gitarrist und Sänger und Ossi ist ein viel besserer Schlagzeuger. Außerdem bin ich ein besserer Songschreiber, da ich jetzt im Vergleich zum ersten Mal viel besser weiß, was ich kann. Ich mag aber den Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Album, denn unser Debüt ist sehr spontan und irgendwie auch naiv, weil wir einfach keine Ahnung hatten. Wir haben immer noch das gleiche Ziel, nämlich gute Songs zu schreiben, aber jetzt konnten wir uns auch damit beschäftigen, wie das Album klingen sollte. Das erste klingt einfach wie es klingt.

 

SFT: Ihr sind immer nur zu zweit unterwegs, willst du da nicht auch mal alleine sein, weil man sich vielleicht auch öfter streitet und auf die Nerven geht?

JOHN: Ich kann mich nicht an einen einzigen richtigen Streit zwischen uns erinnern. Wir diskutieren manchmal, aber meistens denken wir das Gleiche. Im Tourbus ist es sogar einfacher mal alleine zu sein wenn man nur zu zweit und nicht zu fünft ist (schmunzelt). Manchmal wird es aber langweilig, die ganze Zeit nur mit Ossi abzuhängen (schmunzelt). Zum Beispiel wenn es darum geht, was wir heute Abend noch machen sollen? Dann gehen wir was trinken und man ist dann doch alleine, weil Ossi und ich die ganze Zeit zusammen sind und nichts Neues passiert. Deswegen ist es schön eine Supportband zu haben oder selbst als Vorband zu spielen, dann kann man mit den anderen abhängen. Auf der Tour jetzt werden auch noch ein Roadie und ein Lichtmischer dabei sein, mit denen kann man dann auch was unternehmen.

SFT: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für eure neue Platte!

JOHN: Ich danke Dir!

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